Freitag, 15. August 2014

Rezension: So oder So


Ich bin 25 Jahre jung und war eigentlich der Meinung, dass ich immer noch in einem Alter bin, in dem mich Jugendbücher begeistern können. Wie sehr habe ich es geliebt, "Die Tribute von Panem" zu lesen oder die Trilogie rund um den "Goldenen Kompass". Und nicht zu vergessen: "Harry Potter"! Alles Bücher, die mich begeistert haben mit ihrem Inhalt, mit ihren klugen Worten und Fantasie. Und vor allem: mit ihrer Sprache. Die Jugendromane, die bisher von mir verschlungen wurden und hoffentlich in Zukunft noch weiterhin werden, sind keinesfalls gekennzeichnet von leichten Handlungen oder einfachen Worten. Sie überzeugten mich mit ihrem Charme, den perfekt gewählten Worten und der Tatsache, dass ich nicht bemerke, dass es sich um ein Buch handelt, was ganz vorn im Regal der Jugendbuchabteilung zu finden ist. Umso schockierter war ich nun, als ich den neuesten Roman las, der genau in diese Kategorie fällt. Wo war sie da, diese Leichtigkeit, die mit Witz, Humor und vor allem eloquenten Worten Hand in Hand durch ein Buch führen können? "So oder so". Ich habe es gelesen. Und genau deshalb kann ich euch auch heute erzählen, warum dieses Buch mich absolut nicht überzeugt hat. 


Rahmendaten:
Name: So oder So
Autoren: Thomas Brinx und Anja Kömmerling
Seiten: 230
ISBN: 9783407744838

Zum Inhalt:
Ein Buch mit zwei Storys. Auf der einen Seite greift die 16-jährige Jella am frühen Morgen zum Toast mit Salami. Und auf der anderen Seite entscheidet sie sich gegen die Wurst und wählt die Marmelade. Diese unterschiedliche Wahl führt dazu, dass Jellas Geschichte rund um eine Fahrt mit ihren Freunden zum "Rock am Ring" ganz anders verläuft. Diese Wahl ist letztlich der Auslöser dafür, dass sie entweder von Goran geküsst wird oder doch von ihrem Kindergartenfreund Fitti. Oder von Soleil, die ihr eigentlich den Kopf verdreht hat... Zwei Storys in einem Roman, die letztlich zeigen, dass eine kleine Wahl eine Entscheidung für das Leben bedeuten kann.

Zu den Autoren:
Thomas Brinx und Anja Kömmerling arbeiten schon seit mehreren Jahren als Autoren zusammen. Bekannt sind sie geworden durch die Romanreihe "Freche Mädchen". Daneben schrieben sie bereits mehrere Drehbücher für Film- und Fernsehproduktionen.


Rezension: 
Bei der Betrachtung des Covers wusste ich nicht so recht, wo ich anfangen soll zu lesen. Auf der einen Seite betrachtete ich ein Brot mit Marmeladenherz und auf der anderen die Salami. Letztlich orientierte ich mich an dem Barcode und entschied so für mich, wo die Vorder- und wo die Rückseite des Romans zu finden war. Salami war somit meine erste Wahl. Und bereits auf den ersten Seiten wurde mir klar: Das ist kein Buch für mich. Worte wie "Halbsis" und "BFF" sprangen mir ins Auge. Dazu unzählige Sätze, die scheinbar von Kommatrennung leben und dafür auf Hilfsverben verzichten. Ein nettes Beispiel, was meine Haare immer noch zu Berge stehen lässt: "Er musste sein Bier exen, sobald der Zug losgefahren war, und da war klar, Schmollerei nur gespielt, Fitti war der beste und leidenschaftlichste Bierexer unter der Weltsonne." So etwas auf 230 Seiten. Nonstop. Gedankengänge der Protagonistin Jella, bei der man sich wirklich fragt, ob Jugendliche heute tatsächlich so sprechen. Bin ich wirklich schon so alt? Oder warum musste ich das Wort "Halbsis" erst laut aussprechen, damit ich verstand, was dahinter steckt? Oder warum regte es mich ständig auf, wenn Komma und keine Punkte verwendet wurden? Dabei bin ich selbst jemand, der gerne lange Sätze liest und schreibt. Doch wenn diese plötzlich keinen Sinn mehr ergeben, dann fühlt es sich komisch an - vor allem beim Lesen. 
Die Story an sich ist jedoch durchaus spannend. Als sich Jella am Morgen für die Salami entschied, verliefen die folgenden Tage scheinbar perfekt. Sie stieg in einen Zug mit ihren besten Freunden und machte sich auf den Weg zu "Rock am Ring". Zu vier Tagen mit viel Musik, Gruppengefühl und Freiheit. Liest man erst die eine Story, dann denkt man sich am Ende sehr wohl: Ja, das war nett. Eine schöne ruhige Lebensgeschichte, die sich leicht und locker weggelesen hat (abgesehen von der Sprache, die einen immer wieder zur Weißglut treibt). Dreht man dann jedoch das Buch um und gelangt zu der "Marmeladen-Story", bemerkt man, dass in diesem Buch - zumindest in Bezug auf die Intension der Handlung - doch etwas mehr steckt als gedacht. Denn plötzlich verläuft die scheinbar gleiche Geschichte in ganz anderen Bahnen und nimmt Ausmaße an, die man zu Beginn nicht vermutet hätte. Da ist die Spannung auf einmal, die mich als Leser mitreist und ein Buch auch bis zu Ende lesen lässt. Doch letztlich habe ich den Roman zugeklappt und bemerkt, dass es nur wenige Momente waren, in denen ich wirklich glaubte, dass mich die gelesenen Zeilen überzeugen konnten. Zu sehr wurde ich abgelenkt von dieser übertriebenen Jugendsprache und dem Gefühl, dass ich längst zu alt sei für solch eine Geschichte. Die Idee ist ganz wunderbar, doch die Ausführung ist für mich eine Katastrophe. 


Fazit:
Die beiden Storys in "So oder so" sind in Bezug auf ihren Inhalt nett durchdacht und vor allem beim Lesen der zweiten Variante tatsächlich spannend. Am Ende musste ich wirklich darüber nachdenken, wie verrückt es werden kann, wenn man sich bereits am frühen Morgen für ein herzhaftes Frühstück entscheidet und das süße lieber stehen lässt. Oder umgekehrt. Doch letztlich wird die Geschichte selbst sehr getrübt durch die sprachliche Umsetzung. Wenn bei Sätzen die Hilfsverben fehlen, die Seiten von Kommata überflutet sind und dann noch übertriebene Wörter aus der angeblichen "Jugendsprache" verwendet werden, dann möchte man solch einen Roman nicht weiter mit lobenden Worten küren. Für mich ist es inhaltlich eine nette Sommergeschichte. Nicht mehr und nicht weniger. Sprachlich ist "So oder so" lediglich ein lieblos gestaltetes Werk, was mich absolut nicht überzeugen konnte. Ich finde die Worte aufgesetzt und nicht authentisch. Für mich ist es kein "Jugendbuch", sondern ein Roman, der gern so sein möchte. Es sind letztlich nur mit leeren Worten gefüllte Seiten, die ich nicht weiterempfehlen kann. Zwei großzügige Sterne gibt es von mir dennoch, da mich der Inhalt doch für einen Moment zum Nachdenken gebracht hatte. 



Vielen Dank an Blogg dein Buch und Belz & Gelberg für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!


3 Kommentare

  1. Liebe Sarah!
    Gott seid Dank bin ich nicht die einzige! Ich habe schon vor einiger Zeit verstanden, dass manche Jugendbücher mir einfach gar nicht zusagen. Dabei habe ich selber noch nicht die 20ger-Schwelle überschritten. Genau wie dir liegen mir bestimmte Bücher immer noch total am Herzen (Tribute von Panem, Seelen, Selection etc.)

    Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen mit der Sprache. Oft ist es für mich gar nicht der Inhalt, sondern die Ausdrücke und der Stil des Autors der mir einen Strich durch die Rechnung zieht. Glaub mir, dass hat nichts mit dir zu tun und du bist nicht SO ALT ;) Vielleicht versuchen manche Autoren einfach ihre Leser zu beeindrucken. Sie denken sich, dass sie aus der Masse herausstechen müssen und überlegen sich etwas GENIALES (was am Ende gar nicht genial ist). Dann passiert so etwas wie hier und der Leser quält sich durch ein ganzes Buch.

    Eine schöne und vor allem ehrliche Rezension! Ich finde es super, dass du dich nicht beeinflussen lässt von Werbung und Co. Mach weiter so! :)

    Herzliche Grüße,
    Janna

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  2. Hallo Sarah,
    ich bin ebenfalls kein Jugendbücher-Fan. Dann eher die Oma-Variante: Klassiker oder Biografien usw. Oder halt echt gute Geschichten. Aber so lalala-Geschichten, dann auch noch Pubertierend...damit kann man mich echt gräulen!!!
    Viele Grüße, Olga.

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  3. Schade, denn die Idee, zwei Geschichten in einem Buch zu erzählen, ist wirklich interessant. Aber wenn sich die Sprache wirklich so durch das ganze Buch hindurchzieht... nein Danke. Das wäre auch gar nichts für mich.

    Respekt, dass du das Buch trotzdem durchgelesen hast! ;)

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