Sonntag, 2. November 2014

Rezension: Im Hause Longbourn von Jo Baker



Heute genieße ich noch mal die schönen Sonnenstrahlen des diesjährigen Herbstes. Nachdem die letzten Tage etwas düster waren und die Tage spürbar immer kürzer wurden, machte ich es mir mit einem guten Buch und einer schönen heißen Tasse Tee gemütlich und tauchte tief in die Welt einer anderen Sarah ein. Ich finde es doch immer wieder etwas komisch, einen völlig anderen Charakter in einer Geschichte zu entdecken, der den gleichen Namen trägt wie ich selbst. Doch vielleicht konnte ich mich gerade deshalb so gut in diese Geschichte hineinfühlen und sie miterleben. Aber es ist nicht das einzige Besondere an diesem Roman, denn "Im Hause Longbourn"* von Jo Baker zeigt einen anderen Teil des berühmten Werkes "Stolz und Vorurteil" von Jane Austen. Allein dieser Fakt machte mich auf dieses Buch neugierig und sollte meine Erwartungen tatsächlich erfüllen.




Rahmendaten:
Autorin: Jo Baker
Verlag: Knaus-Verlag
Seiten: 447
ISBN: 978-3-8135-0616-7


Zum Inhalt:
Die junge Haushälterin Sarah kümmert sich im Hause der Familie Bennet um all die Arbeit, die für ein Dienstmädchen Ende des 19. Jahrhunderts völlig normal waren: Töpfe schrubben, Wäsche mit der Hand waschen, Essen zubereiten, die Örtlichkeiten der Herrschaften reinigen und vieles mehr. Während Sarah schuftet, leben die Mädchen der Familie Bennet ein völlig anderes Leben, woraufhin auch Sarah sich nach mehr in ihrem Leben sehnt. Als eines Tages der Hausdiener James in dem Anwesen auftaucht, scheint Sarahs geordnete Welt auf einmal völlig auf den Kopf gestellt, und sie versucht hartnäckig, das Geheimnis hinter diesem wortkargen Mann herauszufinden.

Zur Autorin:
Jo Baker ist eine britische Autorin, die ihre Leidenschaft für das Schreiben an der Queen´s University in Belfast entdeckte. Nachdem sie fünf Romane veröffentlicht hatte, gelang ihr schließlich mit "Im Hause Longbourn" der internationale Durchbruch.




Rezension:
Wenn man Jane Austens Werk "Stolz und Vorurteil" kennt und die Geschichte rund um Elisabeth und Mr. Darcy genossen hat, dann wird "Im Hause Longbourn" eine tolle Ergänzung zu dieser Geschichte sein. Es werden Figuren in den Vordergrund geschoben, die in der ursprünglichen Geschichte eine Nebenrolle spielten oder sogar nur ein einziges Mal erwähnt werden. Diese Figuren - Haushälter, Diener und Kutscher - spielen plötzlich die wichtigste Rolle und zeigen eine völlig andere Seite der damaligen Zeit. Mit viel Detailreichtum, einer gelungenen Sprache und Feingefühl ist es Jo Baker gelungen, eine fantastische Handlung zu kreieren, die einen in großen Teilen fesselt, mitfühlen lässt und zum Nachdenken anregt. Einzig zu Beginn des Romans ist für mich die Handlung viel zu flach gehalten. Man taucht ein in den Alltag des Dienstmädchens Sarah, lernt sie und ihre Mitmenschen kennen, doch so richtig warm wird man mit den geschriebenen Zeilen noch nicht. Erst, als die Handlung langsam Fahrt aufnimmt, James in das Leben von Sarah tritt und sie auch endlich den Mut ergreift, andere Wege zu gehen als ihr eigentlich bestimmt ist, konnte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Mich überraschten viele Details und auch, dass ich die bekannten Figuren von "Stolz und Vorurteil" plötzlich ganz anders wahrnahm und einschätzte als es zunächst der Fall gewesen war. Besonders schön fand ich, dass die Geschichte mit der Hochzeit von Elizabeth und Mr. Darcy noch lange nicht zu Ende war. Jo Baker strickte die Handlung weiter und fand letztlich einen gelungenen Abschluss, der diesen Roman in meinen Augen zu einer perfekten Leselektüre macht. Sie hat sich getraut, den wohl am meist gelesenen Weltroman weiterzuführen, und das ist ihr in meinen Augen auch wirklich gelungen.




Fazit:
"Im Hause Longbourn" hat mich an vielen Stellen sehr überrascht. Zunächst wollte ich nicht so recht mit den Figuren und den dargestellten Handlungen warm werden, doch nach und nach wollte und konnte ich die Geschehnisse rund um Sarah und ihrer Welt neben der von der Familie Bennet nicht mehr aus der Hand legen. Ich bin begeistert von den vielen Details, die einen klaren Bezug zu "Stolz und Vorurteil" zeigen und dennoch eine ganz eigene Sicht auf das Leben in Longbourn vermitteln. Dieses Buch kann ich getrost für die ganz besonders dunklen Herbsttage weiterempfehlen.

Ich bin gespannt, ob ich euch mit dieser Rezension neugierig gemacht habe. Auf jeden Fall wünsche ich euch noch einen wunderbaren und gemütlichen Herbstsonntag.


*Vielen lieben Dank an den Knaus-Verlag für die unverbindliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

1 Kommentar

  1. Ich bin absolut kein Jane Austen Fan. Eher... im Gegenteil. :D Daher wär das Buch glaub ich eher nichts für mich gewesen. Allerdings hast dus toll beschrieben und die Fotos setzen das Ganze richtig schön in Szene! :)

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