Sonntag, 29. September 2013
In Island (Teil 2): Auf Wanderwegen
Auch wenn man mit einem gemütlichen kleinen Mietwagen unterwegs ist: Man kommt in Island nicht darum herum, die Natur zu Fuß zu erkunden. An jeder Ecke locken die unterschiedlichsten Aussichtspunkte, Wanderwege oder Felsformationen vom weichen Sitz und ehe man es sich versieht, steht man am Fuße einer meterhohen Basaltwand oder inmitten einer grünen Oase, die sich in einem Nationalpark versteckt. Was in meinem ersten Post die Wasserfälle waren, sind es nun die verschiedensten Naturschönheiten, die uns auf unseren Wegen in Island begegneten und überraschten.
Es war ein Morgen am Myvatn, von dem ich bereits in Teil 1 geschrieben habe. Die Sonne stand schon etwas höher, als wir aus dem gemütlichen Federbett unseres Gasthauses krochen und ich ein Blick aus unserem Fenster warf. Für einen Augenblick fühlte ich mich nicht mehr wie auf der kalten Insel im hohen Norden, sondern meinte, dass sich vor mir ein friedlicher Ort inmitten Italiens zeigen würde. So eingehüllt von der Morgensonne erschien mir Island geradezu romantisch und nicht mehr abenteuerlustig wie zuvor am Fuße der einzigartigen Wasserfälle.
Gar nicht romantisch, sondern eher kühl und unnahbar präsentierte sich Dimmuborgir - ein zerklüftetes und labyrinthisches Feld aus zahlreichen Lavaformationen. Verschiedene gewundene Pfade laden dazu ein, die Gegend ein wenig näher zu erkunden und tief in die einzigartigen Gebilde einzutauchen. Einzig die bunten Herbstblätter verleihen der Landschaft einen kleinen Farbklecks und erinnern daran, dass man sich nicht auf einem fremden Planeten befindet.
Fährt man die Straße etwas weiter, werden die Stein- und Lavagebilde langsam wieder etwas glatter, um schließlich an einigen Stellen regelrecht aufzuplatzen. Gigantische Spalten erheben sich plötzlich aus dem Nichts und zeigen nur einmal mehr, was die Natur für gewaltige Kräfte entwickeln kann. Unter diesen Verwerfungen befinden sich kleine Höhlen, die Grjotagjá und die Stóragjá. Steigt man hinein, spürt man sofort das warme Wasser in diesen Höhlen. Der milchige Wasserdampf umnebelt jeden Besucher beruhigend, während draußen der kühle Wind energisch um die Felsen pfeift.
Der Nord-Osten Islands hat neben viel Gestein, kargen Landschaften und grauen, grünen bis braunen Lavaformationen auch noch wunderschöne grüne Oasen zu bieten. Wieder überrascht die Insel auf einer einzigen Tagestour. Eben noch kühle Felsen und nun vom Herbst gefärbte Idylle: Ásbyrgi. Der Reiseführer spricht von einer Felsschlucht im Nationalpark Jökulsárgljúfur. (Solltet ihr bis hierhin noch nicht versucht haben die komplizierten Namen auszusprechen: Fangt jetzt damit an! Ich möchte nicht die Einzige mit Knoten in der Zunge sein...) Für mich war dieser Ort viel mehr. Auf einem Spaziergang bis hin zu einem kristallklaren See, dem Botnstjörn, wanderten wir durch einen ruhigen märchenhaften Wald. Der Herbst hat hier ebenfalls bereits das gesamte Blattwerk bunt gefärbt, am Boden sprießen rote und braune Pilze und man wird in Versuchung gebracht von wilden Erdbeeren zu naschen. Plötzlich ist man wieder in einer anderen Welt. Wieder an einem einzigartigen Ort auf Island.
Völlig losgelöst von kargen Landschaften oder grünen Oasen ist dagegen die Basaltwand Gerðuberg. Frei, geradelinig und imposant ragt diese Wand inmitten eines grün gelegenen Gebietes im Westen Islands auf. Auch wenn hier sonst nichts ist, außer der senkrechten Säulen, so lädt die Kulisse zu einem kurzen Spaziergang entlang der grauen Wand ein. Während Schwäne über unseren Köpfen den nächsten See suchen, erforschen wir die Pflanzenwelt und lauschen dem Wind, der wieder einmal an den Felsen entlang säuselt.
Die verschiedenen Pflanzen Islands zu entdecken, war für mich bei jedem Spaziergang oder längerer Wanderung überraschend. An vielen stellen des Landes muss man schon sehr die Sinne schärfen, um die kleinsten und schönen Pflänzchen zu entdecken, die zart und beinahe zerbrechlich plötzlich zwischen klobigen Felsen hervor linsen. An anderen Orten wiederum kommt man nicht umhin, die Farbenpracht verschiedenster Flechten und Gräsern zu bestaunen.
Nach langen Tagen schließlich, wenn man selbst die bequemen Wanderschuhe endlich ausziehen und die geschundenen Füße hochlegen möchte, verabschiedet sich Island an jedem Abend mit den unterschiedlichsten Gute-Nacht-Grüßen. Ein schwarzer wolkenbehangener Himmel ist da genauso typisch wie die Sonnenuntergänge auf freiem Feld, die bereits in der schummrigen Abenddämmerung zum Träumen einladen.
Freitag, 27. September 2013
In Island (Teil 1): Von Wasserfällen und Vulkanen
Ist man einmal auf den Straßen von Island unterwegs, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Endlose Steinwüsten direkt am Wegesrand, die aus Lava geformt wurden. In der Ferne die aschgrauen Vulkane und schneeweißen Gletscher. Mittendrin immer wieder langgezogene Weiden, auf denen sich neben unzähligen Schafen auch Islandpferde niedergelassen haben und sich ihres Lebens erfreuen. Während unserer zweiwöchigen Reise auf Island umrundeten wir einmal komplett die Insel und erlebten mit jedem Kilometer neue atemberaubende und skurrile Landschaften.
Als ich den ersten Wasserfall bei unserer Tour erblickte, dachte ich noch nicht daran, dass ich den kommenden Tagen noch gefühlte hunderte von ihnen sehen würde. Und jedes Mal war ich erneut beeindruckt von tosenden Wassermassen und plätschernden Rinnsalen. Im Norden Islands am Goðafoss zu stehen und den Blick über die gesamte Breite des Wasserfalls schweifen zu lassen... unbeschreiblich.
Ist man erstmal im Norden der Insel und hat den Goðafoss hinter sich gelassen, gelangt man unweigerlich zum Mývatn - dem "Mückensee". Dieser Ort lädt eindeutig zu kurzen oder langen Wanderungen ein - je nach Kondition (oder Wetterlage). Erster Anlaufpunkt waren für uns die Pseudokrater von Skútustaðir, die inmitten des Sees liegen. Es ist eine unwirkliche Landschaft, die uns an dem blauen Wasser begegnete. Rings um den See sieht man unzählige Lavaformationen, die von Ausbrüchen des Vulkanes Krafla stammen. All diese Informationen erhält man übrigens überall an den schönsten Naturwundern und Sehenswürdigkeiten in ganz Island auf kleinen und großen Tafeln. So verpasst man auf keinen Fall auch die Dinge des Landes, die die Reiseführer nicht vermerkt haben, und hat immer wieder das Gefühl ganz besondere Orte Islands zu entdecken, die man mit keinem weiteren Touristen teilen muss.
Im Süden am Skógafoss wiederum, begrüßte uns ein herrlich strahlender Regenbogen in seiner vollen Pracht. Ich konnte das Wasser auf meinem Gesicht spüren, als wir ganz dicht an den herabstürzenden Wassermassen standen. Bei einem kleinen Spaziergang auf dem steilen Weg hinauf auf den Berg, der uns über den Skógafoss führte, hatten wir schließlich eine klare Sicht auf die Weiten des Südens. Ich befürchte, dass wir im Sommer nicht die einzigen gewesen wären, die diese Aussicht genossen hätten. Jetzt im September aber hatten wir den Blick und den Sprühnebel fast für uns allein.
Während uns der Sprühnebel am Skógafoss lediglich eine erfrischende Abkühlung bot, wurden wir am Seljalandsfoss im Süd-Osten so richtig nass. Das besondere und wirklich wunderbare an diesem Wasserfall ist nämlich, dass man ihn nicht nur von vorn oder gar von oben betrachten kann, sondern auch von hinten! Ein glitschiger und schlammiger Weg führt einmal rund um das schöne Nass und ermöglicht es, die teuere Allwetterjacke mal so richtig schön auf seine Qualität hin zu testen. Resultat: Jacke dicht, Kamera nass und um ein paar wundervolle Erinnerungen reicher.
Neben dem Seljalandsfoss begeisterte mich außerdem der Svartifoss im Süd-Osten. An diesem Ort führen zwei Wanderwege - wir wählten den zweistündigen Fußmarsch vom Fuße des Nationalparks Skaftafell und erlebten zum ersten Mal, dass uns die Sonne und die Bewegung so sehr aufheizte, dass wir unsere Jacken lässig um die Hüften binden konnten. Am Ziel angekommen überraschte uns ein dünner Wasserfall, der beinahe untergeht neben den gewaltigen Basaltsäulen, die ihn umgeben.
Es wäre mir möglich, meinen gesamten Blog mit Fotografien von weiteren einzigartigen Wasserfällen Islands zu füllen, doch da das Land noch einiges mehr zu bieten hat, beende ich den ersten Teil meines kleinen Berichtes lieber noch mit dem nassesten Touristenmagneten der Insel: dem Gullfoss. Ich kann mir gut vorstellen, dass man hier in der Hauptsaison die besten Aussichten auf den Wasserfall mit unzähligen weiteren großen und kleinen Kameras und ihren dazugehörigen Besitzern teilen muss. Ein Hoch auf den September, der uns zwar hin und wieder mit seinem durchwachsenden Wetter ärgerte, aber damit nicht mit überfüllten Straßen, Landschaften oder Aussichtspunkten. Lediglich hier, am "Golden Circle", zu dem der Gullfoss gehört, bestaunten wir gemeinsam mit weiteren Abenteurern das ungestüme Nass.
Vorbei an stinkenden Solfatarenfelder, von denen ich in meinem nächsten Bericht nicht umhin kommen werde zu erzählen, gelangten wir zum Vulkan Krafla. Von dem blauen See habe ich im Grunde bei unserem Aufstieg nicht sehr viel sehen können. Der Wind war dort oben so stark, dass mir ununterbrochen die Tränen liefen und ich die gesamte Landschaft nur durch einen verschwommen Schleier sehen konnte. Sobald aber nützliche Taschentücher die Sicht ein wenig aufklaren konnten, erwartete mich vom Gipfel des steinigen Vulkans eine bizarre Aussicht. Auf der einen Seite sieht man das gleichnamige Kraftwerk, welches mit seinen dampfenden Rohren und alten Stahlgebäuden eine unwirkliche Endzeitstimmung erzeugt. Auf der anderen Seite schaut man auf lange Lavafelder, die vollkommen von Moos überwachsen sind. Ganz in der Nähe befindet sich außerdem die Ausbruchspalte des Leirhnjúkur, die man in einer zweistündigen Wanderung erreichen kann. (Kann. Muss man aber nicht wenn man bereits den gesamten Tag über Vulkane bestiegen und diverse Labyrinthe von Lavaformationen durchwandert hat.)
Nach einem Tag zwischen Lavafeldern, Kratern und kargen Steinwüsten zog es uns weiter in den Nordosten. Inmitten von zerklüfteten Steinwänden kommt man dort nicht umhin einen Abstecher zum Dettifoss zu machen - dem (laut Reiseführer) wasserreichstem Wasserfall Islands. Genau an diesem Ort bei grauem Himmel und kühlem Wind, stand ich so dicht an den gewaltigen Wassermassen, so dass man an der gegenüberliegenden Seite die tropfenden Steine sehen konnte, an denen der Dettifoss in einer hohen Geschwindigkeit vorbei rauschte.
Im Süden am Skógafoss wiederum, begrüßte uns ein herrlich strahlender Regenbogen in seiner vollen Pracht. Ich konnte das Wasser auf meinem Gesicht spüren, als wir ganz dicht an den herabstürzenden Wassermassen standen. Bei einem kleinen Spaziergang auf dem steilen Weg hinauf auf den Berg, der uns über den Skógafoss führte, hatten wir schließlich eine klare Sicht auf die Weiten des Südens. Ich befürchte, dass wir im Sommer nicht die einzigen gewesen wären, die diese Aussicht genossen hätten. Jetzt im September aber hatten wir den Blick und den Sprühnebel fast für uns allein.
Während uns der Sprühnebel am Skógafoss lediglich eine erfrischende Abkühlung bot, wurden wir am Seljalandsfoss im Süd-Osten so richtig nass. Das besondere und wirklich wunderbare an diesem Wasserfall ist nämlich, dass man ihn nicht nur von vorn oder gar von oben betrachten kann, sondern auch von hinten! Ein glitschiger und schlammiger Weg führt einmal rund um das schöne Nass und ermöglicht es, die teuere Allwetterjacke mal so richtig schön auf seine Qualität hin zu testen. Resultat: Jacke dicht, Kamera nass und um ein paar wundervolle Erinnerungen reicher.
Neben dem Seljalandsfoss begeisterte mich außerdem der Svartifoss im Süd-Osten. An diesem Ort führen zwei Wanderwege - wir wählten den zweistündigen Fußmarsch vom Fuße des Nationalparks Skaftafell und erlebten zum ersten Mal, dass uns die Sonne und die Bewegung so sehr aufheizte, dass wir unsere Jacken lässig um die Hüften binden konnten. Am Ziel angekommen überraschte uns ein dünner Wasserfall, der beinahe untergeht neben den gewaltigen Basaltsäulen, die ihn umgeben.
Es wäre mir möglich, meinen gesamten Blog mit Fotografien von weiteren einzigartigen Wasserfällen Islands zu füllen, doch da das Land noch einiges mehr zu bieten hat, beende ich den ersten Teil meines kleinen Berichtes lieber noch mit dem nassesten Touristenmagneten der Insel: dem Gullfoss. Ich kann mir gut vorstellen, dass man hier in der Hauptsaison die besten Aussichten auf den Wasserfall mit unzähligen weiteren großen und kleinen Kameras und ihren dazugehörigen Besitzern teilen muss. Ein Hoch auf den September, der uns zwar hin und wieder mit seinem durchwachsenden Wetter ärgerte, aber damit nicht mit überfüllten Straßen, Landschaften oder Aussichtspunkten. Lediglich hier, am "Golden Circle", zu dem der Gullfoss gehört, bestaunten wir gemeinsam mit weiteren Abenteurern das ungestüme Nass.
Mittwoch, 25. September 2013
Zwischen Feuer und Eis
Der Wind weht unermüdlich durch meine Haare. Regen und Hagel pieksen kalt auf meiner Haut und die Sonne wärmt mir anschließend liebevoll den Rücken. An der Küste knirscht schwarzer Sand unter meinen nagelneuen wetterfesten Wanderschuhen und ein paar Meter weiter fliegen die Möwen an steilen Basaltwänden entlang. In der Ferne sehe ich schneebedeckte Berge und dunkle kegelförmige Vulkane. Und während schließlich die Straße unter den Rädern unseres Mietwagens von glattem Asphalt zu schotterbedeckten Wegen wechselt, bestaune ich die mit leuchtendem Moos bedeckten Lavafelder.
Willkommen auf Island! Dieses Land zog mich in den letzten zwei Wochen völlig in seinen Bann. Tosende Wasserfälle, karge Sandwüsten, steinige Lavafelder und herrlich lange Sandstrände am glitzernden Meer. Die Landschaft Islands kann wohl vielfältiger und ungewöhnlicher nicht sein. In den nächsten Tagen werde ich euch mehr von diesem außergewöhnlichen Flecken Erde berichten und einen Einblick in das Land von Feuer und Eis geben. Ihr dürft gespannt sein!
Ich wünsche euch noch einen wundervollen Mittwoch!
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